Als Lehrkraft hast du in Verdachtsmomenten immer das Recht auf eine Beratung. Du kannst jederzeit eine Kinderschutzfachkraft hinzuziehen (auch anonym). Kinderschutzfachkräfte gibt es in jeder Stadt oder Kommune.
Wir haben als Lehrkräfte die Verpflichtung jeder Form von Kindeswohlgefährdung nachzugehen (Schulgesetz Paragraph 42, Abs.6). Denn neben dem Bildungsauftrag haben wir auch einen Schutzauftrag zu erfüllen. Wir können unseren Bildungsauftrag nur erfüllen, wenn es uns gelingt Kindern ein unbelastetes Lernen zu ermöglich.
In einer 20-köpfigen Klasse sitzen im Schnitt ein bis zwei Kinder, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Bitte rechnet das auf eure Dienstjahre hoch: Wie viele Kinder könnten davon profitieren, wenn sie in eurem Unterricht fundierte Prävention erfahren dürfen, wenn sie aufgeklärt, gestärkt und liebevoll unterstützt werden?
Grundschule ist der ideale Ort für diese Prävention und Aufklärung! Denn: Die vierjährige Grundschulzeit fördert ein enges Verhältnis zwischen den Klassenlehrer:innen und den Kindern. Betroffene Kinder sehen uns im Präventionsunterricht als starke, vertrauenswürdige Personen und wissen, dass sie sich mit ihrem Kummer an uns wenden dürfen. Unser Beruf fördert Sensibilität. Wir sehen die Kinder täglich viele Stunden, erkennen Veränderungen häufig vor allen andern. Werte, die wir vermitteln, können Kindern Alternativen zur (belastenden) Situation im eigenen Elternhaus aufzeigen und sie ermutigen, sich Hilfe zu suchen.
Lehrkräfte können sich zum Thema sexualisierte Gewalt an Kindern jederzeit fortbilden lassen. Wir empfehlen dringend die kostenlose vierstündige online Fortbildung „Was ist los mit Jaron?“ der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauches der Bundesregierung, bevor ihr selber mit der Prävention im Unterricht startet. Dort erlangen wir Lehrkräfte grundlegendes und wichtiges Basiswissen zum Thema sexualisierte Gewalt an Kindern.
www.was-ist-los-mit-jaron.de | Hier geht es zur Fortbildung
Kindern fehlt oft die Sprache sich mitzuteilen! Im Grundschulalter wissen Kinder außerdem nicht, dass das, was mit ihnen geschieht, falsch ist. Ebenfalls ein Grund, warum sie es nicht eindeutig verbalisieren können.
Kinder, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, teilen sich oft erst nach Jahren - manchmal gar nicht mit. Versuchen sie es doch, müssen sie durchschnittlich fünf Erwachsene ansprechen, bis ihnen geglaubt wird. Das macht sexuellen Missbrauch in der Familie zum bestgehüteten Verbrechen überhaupt. Wir können den Kindern helfen, in dieser Notlage sichtbar zu werden, wenn wir uns fortbilden und sensibel hinschauen!