Schule als Tatort

Kann das sein?

Ja, natürlich. Das kann sein. Schulen sind Institutionen, in denen Erwachsene mit Kindern arbeiten und ein klares Machtgefälle besteht. Wir wissen aus Studien, dass dies eine Konstellation ist, die sexualisierte Gewalt begünstigt.

Und auch Kinder werden untereinander auf dem Schulgelände übergriffig. Das kommt vor. 

Wichtig ist, auch im eigenen Umfeld nicht die Augen zu verschließen und für Transparenz und klare Regeln zu sorgen. Ein Schritt in die richtige Richtung sind Schutzkonzepte für Schulen. Was in Kitas und vielen weiterführenden Schulen längst umgesetzt ist, sollte gerade auch für Grundschulen gelten: ein klares Schutzkonzept schützt potentiell vor Übergriffen und Lehrer:innen vor ungewollten Grenzüberschreitungen. - Natürlich nicht immer und vor allem nur dann, wenn es auch in der Praxis umgesetzt wird und den Schulalltag durchdringt.

Hier geht es zum Leitfaden der UBSKM zur Erstellung von Schutzkonzepten in Schulen

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Für den Prozess der Erstellung eines individuellen Schutzkonzeptes für eure Schule gibt es auch das Angebot von Fachberatung vor Ort. Wer genau diese Beratung leisten kann, weiß im Regelfall die Schulleitung. 

Gut zu wissen: Auch das beste Konzept nützt gar nichts, wenn es nur als ein weiterer Ordner im Schrank verschwindet. Ein lebendiges Präventionskonzept wie SUPER! setzt tagtäglich in der Praxis um, was Schutzkonzepte leisten sollen - und in vielen Fällen einfach nicht ausreichend schaffen. Deshalb: Setzt neben den Schutzkonzepten immer auch auf Prävention im Unterricht.

Und wenn es ein Kind ist, das übergriffig wird?

Kinder können nicht nur sexualisierte Gewalt erfahren, sie können sie auch ausüben. Auch in diesem Fall gilt: Bleibe erst einmal ruhig und sieh dir die Situation an. Folgende Punkte gilt es zu beachten:

  1. Sexualisierte Gewalt ist niemals in Ordnung, auch wenn ein Kind "Täter:in" ist.
  2. Beende die sexualisierte Gewalt. Ziehe eine klare Grenze.
  3. Sprich mit dem betroffenen Kind und mache deutlich, dass du die Situation ernst nimmst und es vor weiteren Übergriffen in der Schule schützen wirst. Mache deutlich, dass es die Verantwortung der Schule ist, dass sich alle Schüler:innen sicher vor jeder Form von Gewalt fühlen können.
  4. Sprich mit dem ausübenden Kind. Mache deutlich, dass du dieses Verhalten nicht duldest.
  5. Versuche, die Situation einzuschätzen: Was genau ist passiert und warum? Ist hier ein Kind im Rahmen "normaler" Verhaltensweisen über die Grenzen anderer Kinder gegangen (z.B. beim Raufen, Kitzeln, Ärgern) oder 
  6. übt hier ein Kind gezielt sexualisierte Gewalt aus (z.B. indem es anderen Kindern Küsse aufzwingt, sie gegen ihren Willen anfasst, ihnen mit sexualisierter Gewalt droht etc.)
  7. Ein Kind, das im Rahmen "normaler" Verhaltensweisen übergriffig geworden ist, muss klare Grenzen aufgewiesen bekommen. Zum Beispiel könntest du sagen: "Nein heißt nein. Das weißt du doch. Es ist nicht in Ordnung, wenn du einfach weitermachst. Was könntest du tun, um diese Sache wieder in Ordnung zu bringen?"
  8. Ein Kind das gezielt sexualisierte Gewalt ausübt, braucht professionelle Hilfe. Kinder, die selbst Opfer sind, agieren ihre Erlebnisse manchmal aus, um sie zu verarbeiten. Kein Kind wird als "Sexualstraftäter" geboren. Sorge umgehend für professionelle Hilfe.

Hier kannst du anrufen: Hilfetelefon Sexueller Missbrauch